Wie lange haben uns Langfristler mit der Hoffnung auf Herbst gequält, der doch nicht kommt …
Die Klimakatastrophe hat mit abstrusen Wetterlagen aus Azorenhoch und Subtropenhoch, verstärkt durch den Treibhauseffekt für abermalige Hitzrekorde gesorgt (die sich in den nächsten paar hundert Jahren im Übrigen immer weiter steigern werden), zertrümmert nun gnadenlos alle Hoffnung und stiehlt uns nun nach 2011-2014 erneut den so endlos kostbaren Herbst.
Statt eines Septembers, wie er früher war erwartet uns ein August II und nicht nur die Fortsetzung des Hitzeterrors, sondern eben gleichzeitig auch mit jedem Tag der Diebstahl eines Herbsttages, der weit mehr ist als nur eine überlebensnotwendige Erholung nach Monaten der Hitze.
Die Regel in der Klimakatastrophe eben: GLÜHLING statt Herbst.
Die Azorenhoch- und Subtropenhitze wirkt wie ein Phönix, jener beschissene Sofeten-Vogel aus den Legenden, der nun über Deutschland flattert und mit seinen Schwingen unerträgliche Hitze mit sich führt. Meine Bitte, obwohl ich Tierschützer bin: Schießt. Ihn. Ab! Mit Gewehren, Steinschleudern, Flak, egal. Der Punkt ist: Schießt ihn ab. Er lebt ohnehin nicht als Feuerwesen, sondern ist ebenso ein Zombie wie jeder Sofetenidiot, der einem auf der Straße begegnet und von „schönem Wetter“ faselt, während die Erde in Vorahnung der klimatischen Apokalypse brennt. Solche Menschen würden auch applaudieren, wenn man ihnen erzählt, dass der Holocaust zum Weltfrieden beitrug indem er den Weltbevölkerungsdruck entspannte…
17. September 1961: Ein Atlantiktrog führt zur Aufwölbung eines Subtropenhochs und bringt Hitzeterror wie heute – allerdings viel kürzer und durch einen kleineren Treibhauseffekt auch mit geringeren Temperaturen als heute. Wetterzentrale.de, NOAA-Kartenarchiv
Die Wetterlage, die sich abzeichnet, ist zusammen mit dem Alptraum, den wir im Südwesten jetzt seit Anfang Juli ertragen und den Restdeutschland lediglich ein paar Tage im August kennenlernen „durfte“ ganz einfach der Worst Case: Azorenhoch- oder wahlweise Subtropenhoch von Afrika mit Omega-Charakter. Immer und immer wieder. Keine Tröge, keine Westdrift, keine Erlösung, kein Herbst. Nur Dauersommer und dazu Brutalsonne bis weit über den Ekelfaktor hinaus. Dazu kommt eine Dürre, die vermutlich ebenso Rekorde brechen wird. Bereits jetzt ist der August 2016 mit 2003 und 2009 der niederschlagsärmste der Aufzeichnungen.
Auf die Wetterdaten des Augusts werde ich in kürze wie gewohnt mit separaten Artikeln sowohl in der Klimabilanz zum Monat August wie auch im großen Abschlussartikel zum Sommer ausführlich Stellung nehmen.
Dass die prognostizierte Wetterlage im September in Ausmaß, Dauer und Konstellation die Klimakatastrophe deutlich belegt, ändert nichts daran, dass es eine ähnliche Lage auch schon im September 1961 gab, die stellenweise über 30 Grad brachte (siehe Bild links). Dies zeigt, dass wir somit Opfer von gleich 2 Pechfaktoren sind: Der Klimakatastrophe, die diese Wetterlagen immer häufiger produziert und in ihrer schrecklichen Intensität durch den Treibhauseffekt erhöht und dem Pech, dass eine solche Wetterlage überhaupt in dieser Form auftritt.
Dr. Cohen vom AER weist seit einigen Wochen darauf hin, dass sich die Nordhalbkugel meteorologisch gesehen am passiven, am schwächsten Punkt befindet in ihrem Übergang vom Sommer zum Herbst. Das bedeutet: Die Fähigkeit zur Troglagenbildung ist auf natürliche Weise vorerst eingeschlafen.
Dies sieht man auch sehr gut auf der Darstellung der Arktischen Oszillation, die den Zustand der Polarfront und des Jetstreams abbildet: Während noch im Juni teilweise durch klimatische Anomalien (Schafskälte) ein wildes Schwanken des Jetstreams auftrat und auch Kaltlufttröge sich bildeten, ist nun der „Herzschlag“ der Trogbildung fast eine Deadline.
Dies wird sich erst mit der Neubildung des Polarwirbels ändern, die auf natürliche Weise durch den niedrigeren Sonnenstand und den Weg zum Winter auf der Nordhalbkugel etwa Mitte bis Ende September, verstärkt im Oktober einsetzen wird. Möglicherweise kann im Oktober es dann zur stärkeren Ausbildung von Troglagen kommen, die uns dann wenigstens zeitweise endlich echten Herbst bringen werden.
(1) Einschätzung der Wetterlage
Aktuell befinden wir uns in einem noch mäßig ausgeprägten Keil eines Azorenhoch-Alptraums.
In Kürze wird ein abtropfendes Tief für leider nur extrem kurzfristige Pseudokühle sorgen, bevor anschließend ein Subtropenhoch aus Afrika extrem heiße Luft in einer Omega-Lage zu uns führt.
Welche Hitzerekorde dann einmal wieder fallen, werden wir sehen. Man muss letztlich mit dem Schlimmsten rechnen: Statt 15 Grad, wie es normal wäre, dann unerträglich bis zu 32 Grad im Süden und Südwesten.
Derzeit ist auch in den ganz fernen Prognosen keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil: Die Langfrist berechnet bis auf den Oktober alle Monate bis Februar 2017 als deutlich zu warm (siehe Abschnitt 4 unten). Wenn dies zutrifft, steht uns ein überdeutlicher Beleg der Klimakatastrophe, wie wir ihn noch nie erlebt haben, bevor. Im übrigens entspricht dies auch der These Dr. Cohens, dass Europa vermutlich nie wieder (!) einen Winter im Flachland, nie wieder Schnee erleben wird und somit uns allen das Lebenswerte aus der Seele gerissen wird. Ob es in dieser radikalen Form so kommt, werden wir beobachten und belegen oder widerlegen. Aber ich halte die derzeitige Wetterlage und die Aussichten für den ersten richtigen Beweis der sich nun exponentiell steigenden Klimakatastrophe, die in 10 bis 20 Jahren unsere Welt grundlegend verändern, vielleicht auch vernichten wird durch die Folgen.
Aktuelle Wetterlage: Azorenhochableger mit Hitze vor allem im Süden. © Wetterzentrale.de
Prognostizierte Wetterlage am 07. September 2016: Subtropenaufwölbung brächte grauenhafte Afrikahitze mitten im (meteorologischen) Herbst. © Wetterzentrale.de
(2) Wetterprognose nach den GFS-Ensembles
Schauen wir uns die Richttemperaturen in 1.500 Metern Höhe an: Die Ensembles sehen aus wie ein Computerfehler – als hätte man die Temperaturen durch eine ungewollte Mausbewegung zu hoch angesetzt. Die rote Linie normaler Temperaturen wird nicht mal angekratzt. Statt dessen schwebt das Gespenst des endlosen Hitzehorrors über allem. Selbst die kurze Tendenz zu einer Normalisierung der Temperaturen um den 05.09. ist immer noch zu hoch und viel zu kurz, um Wirkung zu zeigen.
Darüber hinaus deuten die Niederschlagssignale auf eine Fortsetzung der beispiellosen Dürre, die bereits im August regionale Rekorde bricht.
Weitere ausführliche Erklärungen, wie man die GFS-Ensembles liest, finden sich hier.
GFS Ensemble – Wetteraussichten für Frankfurt a.M.; © GFS, Global Forecast System, wetterzentrale.de

GFS Ensemble – Wetteraussichten für Essen; © GFS, Global Forecast System, wetterzentrale.de
GFS Ensemble – Wetteraussichten für München; © GFS, Global Forecast System, wetterzentrale.de

GFS Ensemble – Wetteraussichten für Berlin; © GFS, Global Forecast System, wetterzentrale.de
Wie schon im August ist insgesamt die Lage somit die schlimmste aller möglichen Varianten, die vorstellbar waren. Es war klar, dass in einer Klimakatastrophe einer brennenden Nordhalbkugel eine lebensbedrohliche Hitze noch kommen musste … Wann und wie und ob das überhaupt endet, ist unbekannt. Zwar wird der Oktober 2016 derzeit als „normal“ in den Langfristprognosen gesehen, doch auch der September galt bis vor einigen Tagen und bis gestern noch als „normaler“ Monat, bevor die NOAA in ihrer himmelschreienden Unfähigkeit, den Treibhauseffekt und die Wetterlagen der Klimakatastrophe angemessen zu berücksichtigen, mal eben die Prognose um ein ganzes Grad im Mittel nach oben korrigierte, ein paar Stunden, bevor der September beginnt. So kann ich eigentlich auch Langfristprognosen erstellen…
(3) Ausblick auf den September und Oktober 2016
Der September 2016 wurde von der NOAA in Form eines Bekenntnisses eigener Unfähigkeit 1 Tag, bevor der September beginnt, von einem „normalen“ Monat zu einem – Überraschung! – zu warmen Monat hochgestuft. Und das wohlgemerkt bereits mit dem Klimakatastrophenmittel 1981-2010! Vor dem Mittel 1961-1990 stehen wir somit vor einem August II und einem Glühling statt Herbst.
Zwar macht der Oktober 2016 Hoffnung, aber ich persönlich traue mittlerweile dieser Prognose ebensosehr wie der des Septembers und der Monate vorher, die normal angezeigt wurden und dann alle in der Hitze landeten …
Die Prognose von Lars Thieme von langfristwetter.com scheint bereits jetzt für den September falsch und viel zu optimistisch zu liegen, was für Oktober nicht wirklich Mut macht…
September 2016: -0,3 bis +0,3 Grad Celsius (zum ungewöhnlichen Mittel 1961-2010) bei normaler Niederschlagswahrscheinlichkeit
Oktober 2016: -0,3 bis -1,3 Grad Celsius zum Mittel bei überdurchschnittlicher Niederschlagswahrscheinlichkeit
(4) Der Winter in der Langfristprognose und was hat Island damit zu tun?
Die derzeitigen Langfristprognosen zum Winter bilden einen Alptraum, einen vermutlich neuen Hitzerekord im Winter und den Beleg von Dr. Cohens These ab, dass es vielleicht nie wieder einen Winter in Europa geben wird (zumindest im Flachland).
Obwohl La Nina kaum kommen wird bzw. wenn, dann lediglich äußerst abgeschwächt, deuten somit die Langfristprognosen auf einen der wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn und somit den 3. Mildwinter in Folge und im Grunde genommen haben wir seit dem Winter 2010/11 nur noch Glühlingswinter im Flachland erdulden müssen. Wenn der Sommer nur ein Fünftel davon ausfiele, könnte man dankbar sein. Stattdessen erleben wir das Muster einer klimatischen globalen Katastrophe: Sommer mit ungekannten Subtropenlagen und Hitzetoten, die jedes Jahr schlimmer werden und Nichtwintern, die man höchstens noch in der Nähe des Polarkreises findet.
Temperaturabweichung vom Mittel im Monat November 2016, Stand: 31.08.2016, © NOAA Temperaturabweichung vom Mittel im Monat Dezember 2016, Stand: 31.08.2016, © NOAA
Temperaturabweichung vom Mittel im Monat Januar 2017, Stand: 31.08.2016, © NOAA
Temperaturabweichung vom Mittel im Monat Februar 2017, Stand: 31.08.2016, © NOAA
Die einzige Hoffnung ist Island.
Nein, nicht die Insel an sich, sondern die Vulkane dort. In letzter Zeit regt sich dort einiges. Der erfahrene Vulkanologe weiß zwar, dass dies nichts bedeuten muss und wir auch noch in 20 Jahren auf einen Ausbruch warten, doch die Stimmung ist derzeit recht angespannt.
Es ist nicht nur ein einzelner Vulkan, der rumort, sondern gleich mehrere – was wiederum nicht verwundert, hängen die Vulkane Islands im Grunde miteinander zusammen.
Insbesondere die Katla ist statistisch überfällig und prompt registrierte man jüngst ein Erdbeben der Magnitude 4,9, das seit Jahrzehnten nicht mehr bei der Katla beobachtet wurde.
Doch auch der Bardarbunga ist nach seinem Ausbruch 2014 wieder aktiver, was die Erdbebensignale angeht und die Hekla ist ein unberechenbares Monstrum, das jederzeit ausbrechen kann. Oder auch nicht.
Sollte ein isländischer Vulkan wie 2010 der Eyjafjallajökull ausbrechen, so muss dies noch nicht unsere Rettung sein, was das Klima in Europa betrifft. Erforderlich ist das seltene Ereignis eines plinianischen Ausbruchs, d. h. einer explosiven Eruption wie 79 n. Chr. beim Vesuv, die der Römer Plinius der Jüngere als Zeitzeuge des Ereignisses beobachtet hat und der dieser Art der vulkanischen Eruption seinen Namen gab.
Erforderlich ist eine Höhe der Eruptionssäule von mindestens 12, besser 15-20 km. Auf diese Weise erreicht das Schwefeldioxid des Vulkans die Stratosphäre und wird nicht in der Troposphäre (0 bis 12 km Höhe) wieder ausgewaschen. In der Stratosphäre verbindet sich das Schwefeldioxid mit Wasser zu Schwefelsäure, welches effektiv die Sonnenstrahlen blockiert.
Der Erfahrung nach kann ein solcher Vulkanausbruch der Stärke VEI 6 für 2 Jahre das Klima wieder normalisieren – von der aktuell erlebten Klimakatastrophe auf Temperaturen, die 1-2 Grad kühler sind als heute – wohlgemerkt im Jahresmittel!
Da die isländischen Vulkane auch bekannt sind für ihre Spalteneruptionen wie beim Bardarbunga 2014, wo sich lediglich eine Spalte öffnet und Lava salopp gesagt „herauspladdert“, ist eine für uns klimatisch günstige Eruption natürlich unwahrscheinlich.
Trotzdem ist die aktuelle Lage durchaus eine tägliche Beobachtung wert, auch wenn es noch Monate dauern kann, bis ein Vulkan in der einen oder anderen Form auszubrechen gewillt ist.
In unserer aktuellen Situation, sowohl im kleinen Fleck Deutschland, wie auch global, wäre ein großer Vulkanausbruch unsere Rettung. Ja, ein Supervulkanausbruch wäre sogar eine Art Stasiskammer, mit Hilfe der die Menschheit sich Zeit erkaufen könnte, während für 10-15 Jahre das Klima sich dank des Schwefeldioxids stabilisiert.
Auch wenn es sich brutal anhört: Selbst tausende Opfer könnten langfristig die Rettung von Millionen bedeuten, sollte die Menschheit die Glückspause des Vulkanausbruchs nutzen, um das Klima halbwegs zu stabilisieren.
Oder mit anderen Worten: Bekämpft Feuer mit Feuer und lasst den Sofeten-Phönix in der Glut einer Lava-Eruption verenden! Ein Winter wie wir ihn seit 150 Jahren nicht mehr gesehen haben, wäre die Folge.
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Zeit bis zur tatsächlichen Herbst-Erlösung: noch mindestens 25 Tage |
Der Beitrag Wetterprognose bis 20. September 2016: Schießt des Sofeten Phönix ab! erschien zuerst auf Kaltwetter.com.